Zelttheater Icking
Laienbühne Icking e.V.

Wir schreiben 17 Jahre Theatergeschichte im Isartal...

Warme Sommerabende, der Duft von Heu, unser Theaterzelt an der Irschenhauser Strasse mit dem Blick bis zu den Bergen – diese ganz eigene Stimmung auf der Bühne zwischen Scheinwerfern und Garderobenzelt sind Eindrücke, die wir nicht mehr missen wollen nach so vielen Jahren gemeinsamer freier Theaterarbeit in Icking.

Seit 10 Jahren besteht unsere Theatergruppe nun schon. Von Anfang an hatten wir uns eigentlich mehr als Kompania dell Arte verstanden im Sinne inzwischen historisch gewordener Spielgruppen. Wir wollten ohne großen Aufwand Theater erleben, Freude an Spiel und Sprache vermitteln und uns mit den hinreißenden Texten von Shakespeare und anderen Stückeschreibern auseinander setzen. Nach langem Suchen und Überlegen fanden wir dann auch einen geeigneten Rahmen für unser Vorhaben: Der Wach-Hof in Irschenhausen schien uns durch seine große, alte Scheune der rechte Spielort zu sein. Hier flogen die Staubwolken bei jedem Sprung vom Boden auf, hier wieherten die Pferde während der Vorstellung, hier schlug die nahe Kirchenglocke jede viertel Stunde. Die Bühne wurde von unserer Gruppe jedes Mal selbst gebaut, wir lernten zu verstehen, warum diese Bretter für uns eine Welt bedeuten können. Gleich bei der Auswahl des ersten Stückes haben wir uns fast übernommen. „Der Sturm“ von Shakespeare erwies sich als spröde und schwierig, wir inszenierten es zeitlos auf leerer Bühne.

Unserer anfängliche Skepsis und Selbstkritik ging im Applaus des Publikums unter, natürlich hatten wir da Lust, auch im nächsten Jahr weiterzumachen.

Es folgte der „Sommernachtstraum“

Philip Wagner, ein komödiantisches Naturtalent war zu uns gestoßen. Wir alle erinnern uns gerne an seinen grandiosen Meister Zettel und Esel, seine ungestüme, intensive Spielweise. Unsere Kinder spielten damals als Feen mit, der jüngste gerade mal 4 Jahre alt. Das Stück wurde begleitet von Nico v. Glasenapp (Kongas, Sitar). 

Nach einem Jahr Inszenierungs-pause kam das Stück „Was Ihr wollt“ auf die Bühne. Erstmals war Christine Noisser zu uns gekommen, sie gab damals die Magd (in ihrem inzwischen verhassten lila Kleid aus dem Fundus). Das Stück legten wir als große Komödie der Geschlechterverwechslung an. Entsprechend musikalisch untermalt wurde es von David Greiner mit seiner Countertenor-Stimme.

 Unvergesslich Ferenc Moisl, der mit seiner wunderbaren melancholischen Spielweise den Narren darstellte. Genauso leise, wie er damals am Ende des Stückes nach dem „Lied von der Welt“ von der Bühne schlich – seine roten Narrenschuhe und ein Luftballon waren auf der Bühne zurückgeblieben – genauso bescheiden und still hat er dann ein halbes Jahr nach dieser Aufführung diese Welt verlassen.

Der Tod von Ferenc riss eine unersetzliche Lücke in unsere Theatergruppe und war für uns der Abschluss einer eigenen Spielphase, die auch dadurch gekennzeichnet war, dass uns der Wach-Hof als Spielort nicht mehr zur Verfügung stand.

Unvergesslich der schon betagte Ernst Hösel als Capulet, der seine massiven Textprobleme geschickt zu kaschieren versuchte. Spaß machten uns die vielen Kampfszenen dieses Stücks.

Im Jahr 2000 kam dann in einem etwas größeren Zelt „Viel Lärm um nichts“ auf die Bühne, ein Stück in dem wir neben einer realistischen Badewannenszene auch schöne Gesangseinlagen von Manuel Klein eingebaut hatten.

 In diesem Jahr bestand das Ensemble fast ausnahmslos aus sehr guten Spielern (z.B. Matthias Wrba als Benedikt, Martin Hahm als Leonato).

Viele erzählen heute noch von der Szene, in der Conny Sedlmeyer einen Mitspieler per Bauch-Bodycheck zu Boden stieß.

 Damals bestand der allgemeine Wunsch, keinen Shakespeare zu spielen und so entschieden wir uns für Dürrenmatts „Romulus der Grosse“, mit Martin Hahm in der Hauptrolle. Ernst Hösel baute ein wunderschönes, naturalistisches Bühnenbild in königsrot, die Bühne war mit Stroh und Torf belegt, in dem sich manche Spieler wälzen mussten.

Unsere langjährige Souffleuse Annegret Sellier spielte erstmals eine eigene Rolle, köstlich die Dialoge zwischen den beiden Kaisern (Martin Hahm und Kolja Asbahr).

Die schönste Panne war das versehentliche Abspielen von Hundegebell anstatt eines Schussgeräusches, das zu großen Lachstürmen bei Publikum und Spielern führte.

Im nächsten Jahr inszenierten wir Shakespeares Macbeth.

Wir trafen diese Stückwahl, ermutigt durch die Tatsache, dass wir auch im Jahr 2002 mit einer Tragödie Erfolg hatten und im Hinblick auf die politische Lage in den vergangenen Monaten. Wir entdeckten viele Parallelen zwischen Macbeth, seinen Gegenspielern und den derzeitigen weltpolitischen Drahtziehern.

Nachdem einige der alten Mitspieler inzwischen aus beruflichen oder privaten Gründen nicht mehr zur Verfügung standen, mussten wir uns wieder um neue Mitspieler bemühen. Stefan Szerdahelyi in der Titelrolle ist von der Theatergruppe des Gymnasiums Pullach zu uns gewechselt, Max Beier, Lukas Wank und andere kamen aus der Theatergruppe des Gymnasiums Icking dazu. 

Am spannendsten waren die vielen Schwertkampfsszenen, die ein Fachmann im Schwertkampf mit den Spielern trainierte. Es sah so realistisch aus, dass wir alle immer wieder froh waren, wenn die Szenen ohne echte Verletzung der Spieler über die Bühne gegangen waren.Die Aufführungen vom 11.bis 14. Juli bei bestem heißen Sommerwetter und Vollmond waren ein voller Erfolg.

Dann machten wir eine Inszenierung der „Geschichten aus dem Wiener Wald“ von Ödön v. Horvàth. Das Stück hat uns aufgrund seiner vielen psychologischen Aspekte von Anfang an fasziniert. Wir hatten schon im Vorfeld sehr intensive Regie-Gespräche und lebhafte Diskussionen über die verschie-denen Interpretationsmöglichkeiten dieses Werkes. Die Hauptrollen spieltem Clemens v. Beckerath (Alfred) und Bettina Bergau (Marianne). Insgesamt waren wieder alle 20 Mitglieder des Teams beteiligt. Neu in der Gruppe: Julian Schilling und Sebastian Bergau, der bereits früher sehr erfolgreich bei uns spielte.

Die Vorlage von Mozarts Figaros Hochzeit von Beaumarchais hatte es uns als nächstes angetan. Peter Turini schrieb eine moderne Version, deren Textfragmente in Beaumarchais Version eingebaut wurden. Der "Figaro"  war eine tolle Komödie in staubigen, historischen Kostümen. Unglaublich die Figur des Grafen Almaviva, dargestellt von Christian Mühldorfer und die beinden DienerClemens und Jonas von Beckerath.

Dann folgten die Stücke: Mass für Mass, Golden Boy, Equus, Amadeus, Selbstmörder, Floh im Ohr, Jagdszenen in Niederbayern, Hotel Baltimore, Verbrennungen, Schrottengel uvm.

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